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Xabier Lizardi
(1896-1933)
Trotz seines frühzeitigen Tods hinterließ dieser Dichter ein bedeutendes Werk als Prosaist und treibende Kraft der lyrischen Poesie. Besondere Bedeutung kommen in seiner Dichtung Details aus der Natur zu, in denen sich der Gemütszustand des Dichters widerspiegelt. Seine Poesie ist das Werk eines Goldschmieds der Sprache, der stets konzisen Ausdruck und eine präzise und detailliert beschreibende Linienführung sucht. Auch wenn die erste Annäherung schwierig erscheinen mag, macht man in seiner Poesie doch immer wieder großartige Entdeckungen. Von vielen nachgeahmt, jedoch niemals erreicht, ebnete Lizardi den Weg für das, was später die Erneuerung der Metapher sein sollte.
DER SPATZ VON PARIS
Xabier Lizardi , 1930
Spatz, Spätzchen,
mitten in Paris:
Kann selbst der Trubel der Bourse
(Versammlung der Verrückten)
dich nicht verscheuchen,
in deiner nicht zu erschütternden Unbeschwertheit?
Du kommst direkt
auf die Kuppel
einer ausgeschalteten Laterne geflogen,
einen gestohlenen Brotkrumen im Schnabel:
hüpfst hin und her,
leichtfüßig kreuz und quer über ihren Hut.
Bei jedem Sprung, die
wachsamen Augen auf den Boden gerichtet.
Du bist gar nicht dumm:
ein nicht allzu langer Blick
und wieder fliegst du nach unten;
und nicht die taube Hülse holst du dir, sondern das Korn...
Ich sitze in einem kleinen Café,
Herr meiner Zeit.
Was könnte ich Besseres tun
(nichts Angenehmeres gibt es),
als, ohne mir dabei den Kopf zu zerbrechen,
doch meinen Gedanken nachzuhängen?
Die Fenster sind beschlagen,
feucht wie das Wetter.
Innen, passend zum Ambiente,
halten in einer Ecke
Burschen mit weißen Schürzen
ein Nickerchen.
Schau nur, dort oben,
da ist er wieder, der Spatz.
Er zwinkert,
und verschlingt, ohne lange
zu warten, das Korn.
Er setzt an zum Flug — ein weiches Geschenk noch —
... und fort ist er, völlig unberührt.
Spatz von Paris:
worin unterscheidest du dich
von einem Spatz meines Dorfes?
Außen unscheinbar,
innen keck;
und mehr noch der Ähnlichkeit... Du sprichst kein Französisch!
So gut, wie es dem einen
auf dem alten Glockenturm geht,
lebt der andere
in den erhabenen Tuilerien.
Ich bin ganz sicher,
wenn ich ihn her holte, den Spatz meines Dorfes,
er wäre nicht verschüchtert.
Der Mensch dagegen,
in seinem Bestreben Kosmopolit zu sein,
welch' tollpatschiger Vogel ist er doch!
So sehr er sich auch bemüht,
von hier nach dort läuft:
Verlässt er sein gewohntes Zuhause,
benimmt er sich stets, als sei er vom Land.
Kurz: Als ich mich selbst
in Paris sah,
so ungeschickt und schutzlos,
rief ich den Himmel an,
um zu bekunden,
dass ich lieber Spatz wäre als Mensch.
Übersetzung: Gabriele Schwab
Originalversion: PARISKO TXOLARREA
© Xabier Lizardi
© Übersetzung: Gabriele Schwab