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Pedro Mari Otaño

    (1857-1910)

 

Pedro Mari Otaño, der in einer Familie von Bertsolaris, 1 geboren wurde, gelang es, sich mit seinen Versen, sowohl wegen ihrer Qualität als auch wegen der ihn interessierenden Inhalte, über die rein populären Reime hinaus zu bewegen. Da er aufgrund seiner schlechten Stimme wenig für den Gesang geeignet war, trat er selten in der Öffentlichkeit auf. Vielleicht sind seine Verse gerade deshalb nachdenklicher, gelassener und unstreitbar von gutem Geschmack. Zu Lebzeiten galt er als größter Bertsolari. Sein zweiter Aufbruch nach Amerika, wo er sterben sollte, wurde zu einer nationalen Abschiedsfeier zu seinen Ehren. Pedro Mari Otaño ist eine der größten Persönlichkeiten des Bertsolarismus.

 

1 Für das Baskenland typische Sänger/Dichter, die ihre Verse zu einem bestimmten Thema improvisieren und in einer Art Streitgespräch zwischen verschiedenen Bertsolaris vortragen.

 

DIE SIEBEN VEREINT1

        Pedro Mari Otaño , 1900

 

 

Teilt man das Tuch, das sieben Schwestern kleidet, in zwei Teile,

um drei Kleider auf die eine Seite, vier auf die andere zu legen,

so hat die Schere sie zwar voneinander getrennt,

doch sogleich erkennt man: Alle tragen das gleiche Tuch.

 

Nehmen wir als Stoff die baskische Sprache, als Schere den Bidasoa2.

Ein kleiner Fluss nur ist er, ein Nichts, auch wenn er das Meer wäre:

Die sieben sind nahe beisammen, die Grenze heißt «Ein Schritt»3,

warum sollen wir nicht eine ganze, einzige Familie sein?

 

Wir Menschen auf beiden Seiten des Bidasoas

sind wie die Pflanzen, die aus derselben Wurzel erwachsen:

Gleich sind unser Ursprung, Gewohnheiten, Gesetze,

wir sind die Kinder, die die Mutter Euskara4 in ihrem Schoße großzog.

 

Mutter Euskara! Wie viele deiner Söhne leben in Amerika!

Und aus der Ferne lieben wir dich umso mehr:

Hier gibt es keinen Bidasoa, nicht so viele Hürden wie dort.

Damit unsere geliebte Mutter aufblühe: Es leben die sieben vereint!

 

1 Auf Baskisch ist «Zazpiak Bat» ein politischer Slogan, der sich auf die Einheit der sieben baskischen Provinzen bezieht: die drei auf der französischen Seite der Pyrenäen (Lapurdi, Nafarroa Beherea, Zuberoa) und die vier auf der spanischen Seite (Araba, Bizkaia, Gipuzkoa, Nafarroa).

2 Fluss, der in der Txingudi-Bucht, zwischen Hendaia (Lapurdi) und Hondarribia (Gipuzkoa) ins Meer mündet und als derzeitige französisch-spanische Grenze das Baskenland teilt.

3 Der Autor bezieht sich hier auf Behobia, einen kleinen Ort, der sich auf beiden Seiten des Bidasoas erstreckt und auch Pausu genannt wird. Otaño interpretiert diesen Namen hier als «pauso», was im Dialekt Gipuzkoas «Schritt» bedeutet.

4 Euskara ist die baskische Bezeichnung für die baskische Sprache.

 

 

Übersetzung: Gabriele Schwab

Originalversion: ZAZPIAK BAT

 

© Pedro Mari Otaño    

© Übersetzung: Gabriele Schwab    

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