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Xabier Lizardi

    (1896-1933)

 

Trotz seines frühzeitigen Tods hinterließ dieser Dichter ein bedeutendes Werk als Prosaist und treibende Kraft der lyrischen Poesie. Besondere Bedeutung kommen in seiner Dichtung Details aus der Natur zu, in denen sich der Gemütszustand des Dichters widerspiegelt. Seine Poesie ist das Werk eines Goldschmieds der Sprache, der stets konzisen Ausdruck und eine präzise und detailliert beschreibende Linienführung sucht. Auch wenn die erste Annäherung schwierig erscheinen mag, macht man in seiner Poesie doch immer wieder großartige Entdeckungen. Von vielen nachgeahmt, jedoch niemals erreicht, ebnete Lizardi den Weg für das, was später die Erneuerung der Metapher sein sollte.

 

LIED DES BASKISCHEN REISENDEN

        Xabier Lizardi , 1931

 

 

Für den aufgeklärten Herrn Miguel Unamuno,

zum Zeichen unserer dreisten Kühnheit.

 

 

AUFRUF ZUR REISE

 

Süße Stimme meiner Heimat,

weiße Braut meiner Gedanken:

Gib mir deine zarte Hand,

komm ganz sachte,

lass uns eine Weile das Baskenland verlassen.

 

 

WILDE BLÜTE

 

Herrlich ist unsere reiche Sprache,

wahrhaft herrlich, bedeckt mit Farn:

Dichter, mögest du bald

der wilden Blüte Süße,

dem Wald baskische Essenz entlocken!

 

Und wenn es Gottes Wille ist,

so inbrünstig, wie ich es mir wünsche,

so erscheine alsbald der Schöpfer des höchsten Gedichtes,

baskisch in Form und Wesen,

unseres Volkes!

 

 

UNIVERSALE SPRACHE

 

Aber ich, ländliche Sprache,

möchte, dass du dich überall zu bewegen weißt:

erhaben auf den Flügeln des Wissens,

der Körper alt, jung die Seele,

die Haut vergilbt, unvergänglich der Geist.

 

 

AUF DEN WEGEN DER TRÄUME

 

Fürchte dich nicht, meine Wohlgeliebte:

Ich möchte dich aus deiner ländlichen Welt auftauchen lassen,

stolz an allen Orten zeigen,

denn auf der Welt gibt es

nichts Herrlicheres als dich!

 

Fruchtbare Braut meiner Gedanken,

mit dieser Reise feiern wir unsre Vermählung.

Ich bitte dich, Herr, gewähre uns am Ende des Weges,

als Frucht der Liebe und des Strebens nach Schönheit,

viele Kinder mit leuchtenden Augen.

 

            * * *

 

Ruhiges Meer, blaue Wiese,

mit gerundeter Grenzscheide und ebenmäßigem Gras:

Welch Zauber hat deine Morgendämmerung!

Leuchtend zeigt sich

das behende Rad des Maßes unsrer Existenz...

 

            * * *

 

Eiland im Sonnenlicht...

Weißes Segel im weiten Meer...

Unter exotischen Bäumen,

gedämpft durch blaue Gewirke!

Dort scheint Gerbault, der Einzelgänger, gerastet zu haben...

 

            * * *

 

Weite Wüste im Herzen der Erde,

mörderische, verbrannte Welt des Sandes...

Wie oft sahen die Augen des Reisenden

solch Haine und Quellen:

Nichts als Sand, wenn man sich ihnen nähert!

 

            * * *

 

Segeln wir zum Land des Eises,

vielleicht stoßen wir dort auf Spuren unserer Vorfahren:

Wie viele Fahrten

unternahmen sie einst,

die Harpune in der Hand, über den Schultern die Wetterjacke!

 

Weiß das Land, schwarz das Meer:

aus Eis das Schiff, auf dem wir reisen...

Welch göttliche Einsamkeit!

Mit ausgebreiteten Schwingen gleitet dort ein Vogel,

einsam, den Wolken verwandt...

 

Besingen wir jene langen Nächte,

jene Abenddämmerung voll roten Feuers;

Männer, deren Obdach der Schnee ist,

unfruchtbare Erde,

so anders als unser Baskenland!

 

            * * *

 

Große Städte, Menschengewimmel:

Hin und Her unter Verrückten,

Einfallsreichtum, Kenntnis,

lebhafter Handel.

Mögen wir gemeinsam die Kraft haben, uns all dies zu eigen zu machen.

 

            * * *

 

Nehme alle Himmel, alle Wetter in dich auf,

beobachte und singe es in süßer Weise...

Bereite dich auf alles vor:

dass du imstande bist, aller Menschen

Vorstellung und Bestreben zum Ausdruck zu bringen.

 

 

ERHEBUNG

 

Und wenn sich die irdischen Themen erschöpfen,

lass uns auf Flügeln, die die Sonne nicht schmelzen kann

(nicht wie die des Ikarus),

gemeinsam zu den Himmeln fliegen,

bis zu den blauen Sternen!

 

 

Übersetzung: Gabriele Schwab

Originalversion: EUSKO BIDAZTIARENA

 

© Xabier Lizardi    

© Übersetzung: Gabriele Schwab    

Jahrhundert
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