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Anonym
 

DER BILBAO-SONG
      Bertolt Brecht, 1929

DES BASKEN ETCHEHON’S KLAGE

        Adelbert von Chamisso, 1886

 

 

Gensdarmen, ausgesendet,

Zu fahen den Etchehon,

Ihr sucht ihn vergeblich zu Barcus;

Er ist zu den Bergen entflohn.

 

Die Pyrenäen verbergen

Ihn gastlich in ihrem Schoos;

Da theilt er, in bitterem Elend,

Des flüchtigen Wildes Loos.

 

Es staunen La Soule’s Hirten

Zu Eguiton ihn an

Und reichen das Brod des Mitleids

Dem blutigen Sängersmann.

 

Ihr staunt, mitleidige Hirten,

Wie blutig die Hand mir sei?

Zehn Yahre hab ich geschmachtet

Zu Ketten und Sklaverei.

 

Ich hab ein Weib mir gefreiet

In meiner Jugend Kraft;

Sie hat mich umstricket in Liebe,

Mir Gift in das Haus nur geschafft.

 

Fünf Jahre lag ich in Ketten,

War kaum noch meiner bewust;

In Eifersucht zehn Jahre,

Die reisst erst scharf in die Brust.

 

Ich trug wol, Eguiapal,

Um dich der Ketten Last;

Was trieb dich, mein Weib zu verführen

Der selbst du ein Weib doch hast?

 

Du wustest Ränke zu schmieden,

Du spanntest um mich den Verdacht;

Derweil in Sünde du schwelgtest,

Verkam ich in Kerkersnacht.

 

Ich lag in Ketten, im Kerker,

Auf Stroh, in Elend und Noth,

Erweichte mit meinen Thränen

Mein hartes, mein trockenes Brod.

 

Du übermüthiger Geselle,

Warst Herr in dem Hause mein

Und schliefest auf meinen Pfühlen

Und trankest von meinem Wein.

 

Und als den Tag der Freiheit

Ich endlich, endlich geschaut,

Da dünkte reif uns die Rache,

Da hat es vor mir dir gegraut.

 

Ya, zittre, tückischer Bube!

Ich lade verhängnisvoll

Ins Feuerrohr die Kugel,

Die nieder dich strecken soll.

 

So harrt ich zu Nacht bei der Brücke

Von Barcus auf dich, mein Ziel;

Es trieben die Geister der Hölle

Mit mir ihr grausiges Spiel.

 

Ich sah dich; du kamst gegangen;

Ich zielte sicher und gut;

Ein Druck und Etchegoyen

Lag röchelnd in seinem Blut.

 

Mein Etchegoyen, der liebend

Mich stets zu erfreuen gestrebt!

Das ist das Blut, ihr Hirten,

Das mir an den Händen klebt.

 

Und nicht vergebens schreit es

Um Rache zum Himmel empor;

Du bist mir, Eguiapal,

Der Schuldige, siehe dich vor!

 

Du mochtest frevelnd dich rühmen,

Wie trefflich dir Alles gelang;

Durch dich ein gleiches Verderben

Die Besten von Barcus umschlang.

 

Bin müde, nur Lieder zu dichten

Zu müssigem Zeitvertreib,

Nur Thränen der Wuth zu weinen,

Gleich einem gekränkten Weib.

 

Es zieht mit Gewalt mich hinunter,

Hinunter ins heimische Thal;

Ob ich, ob du sollst dienen

Den Geiern des Himmels zum Mahl?

Jahrhundert
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