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Arantxa Urretabizkaia
(1947)
Urretabizkaia ist heute als Autorin von Artikeln und Romanen bekannt, ihr poetisches Werk beschränkt sich auf ein kleines Buch, das vor langer Zeit veröffentlicht wurde, sowie auf eine Reihe noch älterer Gedichte in einem Sammelband verschiedener Autoren. Trotzdem hat jene Welt, intim, voller Einsamkeit, Nostalgie, Obsessionen, die in den siebziger Jahren gegen den Strom schwamm, die Zeit überdauert und besteht in der Erinnerung der baskischen Poesie fort. Ihre Stimme erreicht uns selbst in der Anklage ohne schrillen Ton, sie stützt sich auf kleine Details, die eine eigenwillige bekundende Kraft haben. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig.
NACHSPIEL EINES VORABENDS VON PETER UND PAUL 1 — I
Arantxa Urretabizkaia , 1972
vor vielen jahren
(oder sind zehn jahre etwa nicht viel)
am vorabend von Peter und Paul,
um mitternacht,
blieb die zeit
stehen.
und in jenem zeitspalt
tat sich
ein schwarzes loch auf,
feucht
kalt.
und beim aufwachen
aus jenem bleiernen und vergessenen traum,
versunken in diesem loch,
halb ertrunken in einem fass harz,
jeder millimeter des körpers wachsam,
nervös,
hörte ich nur
das gärende brodeln
und,
jede sekunde einmal,
das v e r ä n g s t i g t e
klappern meiner zähne,
die zeigerlose
uhr
jenes zeitlosen wartens.
vor vielen jahren,
fast elf,
am vorabend von Peter und Paul,
setzten alle teufel der hölle
stoßend,
schlagend
die stehen gebliebene zeit in bewegung.
und meine geschichte ist in zwei gespalten
seitdem,
die vor
und die nach
jenem Peter und Paul.
durch jene nacht verläuft meiner kindheit
grenze,
barriere,
die letzte hoffnung auf glück,
in jener nacht starb meine
unbeschwertheit,
in jener verfluchten nacht
vor Peter und Paul.
vor wenigen jahren,
oder nicht so wenigen,
fast vier,
am vorabend von Peter und Paul,
nachts um fünf vor zehn
töteten sie meine
hoffnung zu hoffen.
ignoranten,
nichtsnutze
sadisten,
säufer,
vor,
unter
den widerlichen
und lüsternen augen aller teufel der hölle,
ohne glorreichen anlass
Jeanne d'Arc in leinenschuhen,
ohne kanone
Agustina von Aragon,
ohne feder und
buchstabenlos Simone de Beauvoir,
ohne schwert
der engel der rache,
legten sie mein herz für immer in ketten,
am vorabend von Peter und Paul
vor zehn
oder vier jahren.
vor fast vier jahren
am tag nach Peter und Paul,
am ersten tag im juli
(dem tag des kostbarsten blutes Jesus Christus),
schwor ich, dass
niemals
nirgends
nirgendwer
die macht haben wird, meine zeit anzuhalten.
Übersetzung: Gabriele Schwab
Originalversion: SAN PEDRO BEZPERAREN ONDOKOAK 1 -- I
© Arantxa Urretabizkaia
© Übersetzung: Gabriele Schwab