A
B
E
G
I
K
L
M
O
S
U
Anonym
 

 

Arantxa Urretabizkaia

    (1947)

 

Urretabizkaia ist heute als Autorin von Artikeln und Romanen bekannt, ihr poetisches Werk beschränkt sich auf ein kleines Buch, das vor langer Zeit veröffentlicht wurde, sowie auf eine Reihe noch älterer Gedichte in einem Sammelband verschiedener Autoren. Trotzdem hat jene Welt, intim, voller Einsamkeit, Nostalgie, Obsessionen, die in den siebziger Jahren gegen den Strom schwamm, die Zeit überdauert und besteht in der Erinnerung der baskischen Poesie fort. Ihre Stimme erreicht uns selbst in der Anklage ohne schrillen Ton, sie stützt sich auf kleine Details, die eine eigenwillige bekundende Kraft haben. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig.

 

NACHSPIEL EINES VORABENDS VON PETER UND PAUL 1 — VI

        Arantxa Urretabizkaia , 1972

 

 

so viel habe ich geträumt

HIER

von der zukunft,

so viele geschichten erdacht

HIER

dass ich,

manchmal,

wenn der wind mich sanft umhüllt

und der nebel seine klauen

in meinen körper krallt,

glaube, das gespenst  meiner leidenschaft

nimmt mich bei der hand,

dass ich seinen atem

im nacken spüre

dass seine lieder

und meine

mir von unbekannten dingen erzählen

so sehr liebte ich

HIER

den abend,

so oft fühlte ich mich

HIER

kind,

so oft verlief ich mich

HIER

willentlich,

die splitter meiner träume verfolgend,

gespenster, die wie wasser

wind

merkur

meinen händen entgleiten

so sehr habe ich auf sie gewartet

HIER

 

dass ich

schließlich

wahrheit und dichtung,

wachen und schlaf,

wahnsinn und vernunft

verwechsele

als ob ich das feuer nicht erklären könne,

als ob das feuer mich bezaubere

 

so oft habe ich

HIER

geweint,

tränen, die keine wurden

oder zaghafte, milchige tränen,

so oft habe ich

HIER

nach hinten geschaut

lächelnd

in der hoffnung, jemand komme mir nach

jemand riefe zärtlich meinen namen

 

dass ich

HIER

meinen traum zerschlug

mein gedicht

 

später

später

bald vielleicht

wenn sie sagen müssen, wer ich bin

werden sie diesen ort nennen müssen

und sie werden sagen

HIER

zeriss sie tausend blätter

HIER

im spiegel der pfütze

brach sie tausend mal ihr bild

HIER

verlor sie für immer ein buch

eine erinnerung

einen freund

ein buch mit zu vielen dunklen stunden

eine erinnerung

ein freund

HIER

durchbrach sie die nebel

auf der suche nach der sonne

HIER

ließ sie die himmel ergrauen

aus furcht vor der sonne

HIER

löschte sie die sterne

aus verlangen nach einsamkeit

HIER

brachte sie eine quelle hervor

aus sehnsucht nach einem lied

HIER

trug sie blumen

anemonen und margeriten

HIER

ertrunken in regenschweren tränen

HIER

verbrannte sie das vertrocknete laub

goldene und rote träume

hier dort irgendwo

 

 

Übersetzung: Gabriele Schwab

 

© Arantxa Urretabizkaia    

© Übersetzung: Gabriele Schwab    

Jahrhundert
Das Portal Basquepoetry ist ein Projekt des Susa Verlags zur Vorstellung und Verbreitung baskischer Poesie