Vom gleichen Autor:
Von der gleichen Autorin (+)
Joseba Sarrionandia
(1958)
Sarrionandia entkam 1985 aus dem Gefängnis und ist seitdem flüchtig. Es gibt nur wenige Autoren, bei denen persönliche Lebenssituation und literarische Entwicklung derart miteinander verbunden sind: Nach einer ersten Phase des Kultismus verfolgte er im Gefängnis eine lyrische Linie über Gefangen- oder Eingeschlossensein sowie Entfernung und Trennung, die einen bedeutenden Einfluss auf andere Autoren, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Haftanstalten hatte. Seine Situation als anonymer Weltbürger führt ihn dazu, seine Persönlichkeit, das Hier und Dort immer wieder dialektisch zu hinterfragen.... All dies tut er stets mit einem ausgeprägten Sinn für Humor. Er ist einer der Autoren, die in der gegenwärtigen baskischen Literatur einen Bezugspunkt darstellen, insbesondere im Bereich Poesie und Kurzgeschichten.
IRGENDWO
Joseba Sarrionandia , 1992
Wir bleiben oder gehen.
Trotzdem, wenn wir bleiben, gehen wir
dann nicht ein wenig?
Und wenn wir gehen, bleiben wir
dann nicht?
Hier, bleiben und gehen wir?
Oder sind wir noch dabei herzukommen?
Und wenn wir dort ankommen, dann um hierher zurückzukehren
oder zu einem ferneren Dort aufzubrechen?
Wenn wir von dort kommen, bleiben wir dann dort?
Wenn wir hier bleiben,
bleiben wir dann hier? Wenn wir von hier fortgehen,
kehren wir dorthin zurück?
Ist Gehen immer Zurückkehren? Werden wir an Orte zurückkehren,
an denen wir nie gewesen sind?
Und wenn Zurückkehren nichts anderes ist,
als zu einem ferneren Dort zu gehen?
Denkt womöglich, wer bleibt, dass er für
immer bleibt?
Ist es unausweichlich zu bleiben,
wenn man nicht aufbrechen und ankommen kann?
Wird, wer aufbricht, nie irgendwo
bleiben?
Oder wird er zurückkehren? Aber kehrt denn, wer zurückkehrt,
an den Ort zurück, von dem er aufbrach?
Übersetzung: Gabriele Schwab
© Joseba Sarrionandia
© Übersetzung: Gabriele Schwab