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WEIL ES MIR NIEMAND VORSCHREIBT
Joseba Sarrionandia (1958) Sarrionandia entkam 1985 aus dem Gefängnis und ist seitdem flüchtig. Es gibt nur wenige Autoren, bei denen persönliche Lebenssituation und literarische Entwicklung derart miteinander verbunden sind: Nach einer ersten Phase des Kultismus verfolgte er im Gefängnis eine lyrische Linie über Gefangen- oder Eingeschlossensein sowie Entfernung und Trennung, die einen bedeutenden Einfluss auf andere Autoren, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Haftanstalten hatte. Seine Situation als anonymer Weltbürger führt ihn dazu, seine Persönlichkeit, das Hier und Dort immer wieder dialektisch zu hinterfragen.... All dies tut er stets mit einem ausgeprägten Sinn für Humor. Er ist einer der Autoren, die in der gegenwärtigen baskischen Literatur einen Bezugspunkt darstellen, insbesondere im Bereich Poesie und Kurzgeschichten. |
VERSE AN EINEN BRIEF Joseba Sarrionandia , 1993
Kein Brief am Montag, er verging ohne Trost. Dienstag, Mittwoch, ich bekam keine Post.
Am Donnerstag, Freitag, Samstag und auch am Sonntag nicht weder tags noch in der Nacht keine einzige Nachricht.
Von Jahreszeit zu Jahreszeit vergehen die Tage ohne Anfang und Ende. Fragen stellte ich wohl, doch die Antwort kam nicht in meine Hände.
Im Herbst ziehen sie fort und im Frühjahr dann die Rückkehr wer kennt es schon, der unzählbaren Zugvögel Hin und Her.
Unverhoffte Zugvögel, es ist Post angekommen. Auf jene Fragen vom Vorjahr habe ich Antwort bekommen.
Doch eine neue Jahreszeit hat begonnen, veraltet sind die Fragen Schon bevor der Brief kam, hatte die Zeit mir die Antworten zugetragen.
Jetzt habe ich neue Fragen, in schnellem Flug schick ich sie fort. Mal sehen, ob sie mit der nächsten Jahreszeit zurückkehren von dort.
Übersetzung: Gabriele Schwab
© Joseba Sarrionandia © Übersetzung: Gabriele Schwab
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