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WEIL ES MIR NIEMAND VORSCHREIBT
Joseba Sarrionandia (1958) Sarrionandia entkam 1985 aus dem Gefängnis und ist seitdem flüchtig. Es gibt nur wenige Autoren, bei denen persönliche Lebenssituation und literarische Entwicklung derart miteinander verbunden sind: Nach einer ersten Phase des Kultismus verfolgte er im Gefängnis eine lyrische Linie über Gefangen- oder Eingeschlossensein sowie Entfernung und Trennung, die einen bedeutenden Einfluss auf andere Autoren, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Haftanstalten hatte. Seine Situation als anonymer Weltbürger führt ihn dazu, seine Persönlichkeit, das Hier und Dort immer wieder dialektisch zu hinterfragen.... All dies tut er stets mit einem ausgeprägten Sinn für Humor. Er ist einer der Autoren, die in der gegenwärtigen baskischen Literatur einen Bezugspunkt darstellen, insbesondere im Bereich Poesie und Kurzgeschichten. |
POLIZISTEN DETEKTIVE GEHEIMAGENTEN VON INTERPOL Joseba Sarrionandia , 1995
Polizisten, Privatdetektive, Geheimagenten von Interpol, eine schwere Aufgabe trage ich euch an: die Suche nach meiner Freundin. Sie war meine Weltkarte, machte strip-tease nur für mich, bekleidet mit meinen Blicken ist sie gegangen, ich weiß nicht wohin.
Die Frau, die mir gefällt, habe ich verloren beim Rutschen auf der Rutschbahn, über den Rand des Traums geglitten fiel sie hinaus. Entbehrungen und verödete Morgengrauen ließ sie mir zurück diese Ausbrecherin. Schwebt sie vielleicht rund um die Welt wie ein Erfolgsschlager?
Ich weiß nicht, wieso sie nicht zurückgekehrt ist, ob auf dem Rückweg die Straßen die Richtung wechselten oder die Erde bebte: Sucht sie. Durchforscht den düsteren Fundus eurer Archive, identifiziert die Leute, suchte sie in den Vorortzügen und in den Mietshäusern,
umzingelt sie, fangt sie und lasst sie nicht entkommen. Sucht im Regen, schaut unter den Teppich des Büros, siebt den Sand am Strand, durchkämmt die Tierparks. Macht, was die Franzosen tun: Cherchez la femme!
Als sie ging, hinterließ sie keine Spur, doch ich werde euch einige Merkmale nennen: Sie kommt von der Sonnenseite und hat die Farbe, die das Licht in Jahrhunderten gemalt. Anstatt als Hindin geboren zu werden, kam sie mit zwei weiblichen Brüsten und Schenkeln zur Welt, und trotzdem mit der Hindin reinem Blick.
Falls die Farbe der Haut und der Augen nicht ausreicht, noch einige weitere Details: ihr erkennt sie am Licht der Sonne, der Feuchte des Nebels und den schönsten Lippen der Welt. Meine Freunde und Feinde, sagt ihr, dass sie kommen soll mit ihrer Musik, dass ich all meine Eitelkeit abgelegt, und auch keine Philosophie mehr habe.
Wenn irgendwer sie zufällig auf der Straße sieht, sagt ihr, wo ich wohne, dass sie kommen soll, an meiner Seite zu schlafen und zu erwachen. Als ich sie einmal liebkoste, entwandt sie mir meine digitalen Fingerabdrücke. Ihr mächtigen staatlichen Sicherheitskräfte, die ihr pausenlos harmlosen Terroristen nachsetzt
sucht diese Frau, sie hat mir mein Ich geraubt, sie ist die sanfteste aller Konturen der Welt, ihr wisst ja nicht, wenn sie sich auszieht, welch' Gefahr für die Menschheit sie ist!
Übersetzung: Gabriele Schwab
© Joseba Sarrionandia © Übersetzung: Gabriele Schwab
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